Dominik Steiger (1940-2014)

in bäckerfamilie geboren. vater in russland. bäckerei wird an hinkenden bauern verkauft. vater stirbt unter den händen schlechter ärzte aus versehen. besucht humanistisches gymnasium. die aliierten ziehen ab. beginnt schule zu schwänzen. mutter erzwingt fortsetzung des schulbesuchs. fliegt mit siebzehn nach paris zu erstem selbstmordversuch. magenauspump. flieht bald darauf in richtung frankreich um in die fremdenlegion einzutreten (ohne pass ohne geld). festnahme bei salzburg. eine woche gefängnis. abholung durch mutter und bruder. auf dem heimweg neuerliche flucht. zweite gefangennahme hinter karlsruhe, zwei wochen gefängnis dann rücktransport. mutter erzwingt schulbeendigung. abitur 1958. inskribiert staatswissenschaften (!) und slawische philologie. gibt nach zwei monaten auf und fährt nach marseille und engagiert in fremdenlegion. infanterieausbildung. unterbricht durch selbstmordversuch. magenauspump. bestrafung? spitalschef veranlasst einweisung in psychiatrie und bewirkt vorzeitige entlassung aus legion. beschliesst schriftsteller zu werden. heimkehr. gelegenheitsarbeiten. neue schwierigkeiten. melancholie. weiterer sterbeversuch im gartenhaus. wieder gerettet. einweisung zur elektroschocktherapie. günstiges resultat. beginnt zu lesen. schulbuchhorror lässt nach. erster gedichtband im selbstverlag 1961. parisbesuche. lernt seinesgleichen kennen. beschliesst mit zwei anderen müßiggängern in die türkei zu fahren und sich den kurdischen freiheitskämpfern anzuschliessen. die freunde passen und er fährt alleine mit 250 schilling nach istanbul. sucht job als matrose. landet bei österreichischer mission. dort vermittlung zum korrespondenzgehilfen bei schuhhändlern. fährt drei monate später mit erspartem weiter nach persien pakistan indien, autostop zu fuß per bahn. lernt nach rückkehr in wien kurt kalb, konrad und traudl bayer, oswald und ingrid wiener kennen. lernt langsam besser lesen, beginnt regelmäßiger zu schreiben. debütiert auf empfehlung von gerhard rühm mit ‘Die verbesserte Große Sozialistische Oktoberrevolution’ beim berliner verleger rainer pretzell. erfolg mit zwei taschenbüchern derber kurzgeschichten bei suhrkamp macht nicht froh. die schwarze sackstimmung stellt sich wieder ein. findet durch zeichnen aus der klemme. günter brus veröffentlicht erste zeichenversuche von 1971 in seiner ‘schastrommel’. schreibt danach ohne viel umstände mehrere bücher die in den aussenseiterverlagen hundertmark (berlin) und seedorn (zürich) erscheinen. ad hoc musiker. erste lieder auf langspielplatte ‘Wiener Lieder und Gemischte Waisen’ in dieter roth’s verlag. mehrere audio-kassetten im selbstverlag. danach ausstellungen und künstlerische kooperationen international. seit 1997 erscheinen die literarischen werke im droschl verlag. erhält österreichischen literaturpreis 2004. den preis der stadt wien für bildende kunst in 2008.

Dominik Steiger (1940-2014)

born into a baker’s family. father in russia. bakery is sold to a farmer with a limp. father accidentally dies under the hands of bad doctors. attends secondary school with a focus on classical languages. allied occupation ends. begins skipping school. mother forces continuation of school attendance. flies to paris at seventeen for first suicide attempt. stomach pumped. flees towards france soon after in order to join the foreign legion (with no passport and no money). arrest near salzburg. one week in jail. pickup by mother and brother. another escape on the way home. second capture after karlsruhe, two weeks in jail then return transport. mother forces completion of schooling. final examination in 1958. registers for political sciences(!) and slavic philology. gives up after two months and travels to marseille and enlists with the foreign legion. infantry training. interrupts by suicide attempt. stomach pumped. punishment? head of hospital arranges for commitment to psychiatric care and effects an early discharge from legion. decides to become a writer. homecoming. odd jobs. new difficulties. melancholy. another attempt at dying in the summer house. saved again. admission for electroshock therapy. favourable outcome. begins reading. horror of schoolbooks subsides. first book of poetry self-published in 1961. paris visits. meets people of his own kind. decides to go to turkey with two other idlers and join the kurdish freedom fighters. the friends drop out and he travels to istanbul on his own with 250 schillings. looks for a job as a sailor. ends up with the austrian mission. placed as a correspondence aide with shoe dealers. saves money for three months and then travels on to persia, pakistan, india, hitchhiking, on foot, by train. returns to vienna and meets kurt kalb, konrad and traudl bayer, oswald and ingrid wiener. gradually learns to read better, begins to write more regularly. makes his debut with ‘Die verbesserte Große Sozialistische Oktoberrevolution’ with berlin publisher rainer pretzell upon recommendation from gerhard rühm. success with two paperbacks of crude short stories with publisher suhrkamp, still not happy. the black bag mood reappears. finds his way out of the hole by drawing. günter brus publishes first drawing efforts from 1971 in his “schastrommel”. then writes several books without much trouble, which are put out by the maverick publishers hundertmark (berlin) and seedorn (zurich). ad hoc musician. first lp of songs ‘Wiener Lieder und Gemischte Waisen’, published by dieter roth. several self-published audio-tapes. after that, international exhibitions and artistic cooperations. from 1997 his literary works are published by droschl verlag. receives austrian literary prize in 2004. art award of the city of vienna in 2008.

translated from german by Peter Gebert
(c) Tochnit Aleph 2013

AD HOC MUSI 1980-84
Vinyl LP, Tochnit Aleph TA116, March 2013.
Edition of 370 copies + 30 copies signed and with original drawing by Dominik Steiger


DOMINIK STEIGER ALS KIND
DVD, Tochnit Aleph TA121, November 2013.
A Film by Oswald Wiener, Vienna 1965. Edition of 100 copies (#001-040 signed by Steiger)
Morsezeichen (mp3)
Gold des Südens (mp3)
Tell me why are you crazy (mp3)
"…  mein vater hat einmal gesagt und ich zögere nicht seinen ausspruch hier oder da wiederholt zu verlautbaren. es hiess soviel wie: der tod ist die wertvollste gabe des lebens, und ich betone, daß (für) mich dieser satz nun immer deutlicher licht verbreitet über meinen pölstern; schreiblicht. das ist für mich der beweis seiner definitiven gültigkeit für mich und lieschen müller …" (20. Juni 2013)